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Oratorium

Schon in der Urversion von „Brot und Wein“ war es mir wichtig, deren Gemeinsamkeiten herauszustellen.

Ich glaube fest, die biblische Bedeutung von Brot und Wein hat auch damit zu tun, dass beide „Lebens“-Mittel demselben einfachen wie göttlichen Plan folgen. 

Mittels Fermentation entstehen aus den Urprodukten Korn und Traube „höhere“ Wesen: Brot und Wein.

Diese Ver-Wandlung fordert von uns Menschen Arbeit, Demut und Geduld. Aber keine Zusatzstoffe und dubiosen Hilfsmittel.

Winzer und Bäcker sind gut beraten, es dabei zu belassen.
Karl Weber und Ludwig Nagel haben das verstanden. 

Die römisch-katholische Theologie greift das Wunder der Fermentation auf und „zündet daraus eine zweite Stufe“:
Während der heiligen Messe wandelt der Priester Brot und Wein zu Leib und Blut Christi.

Dieser Akt der Wesensverwandlung wird etwas sperrig Transsubstantiation genannt und ist eine Verneigung vor dem wohl faszinierendsten Wunder der Natur.

Solche Zusammenhänge und damit verbundene Gedanken verbal zu beschreiben, war für mich das Eine. 

Um es jedoch fühlbar zu machen und dramaturgisch wirksam zusammenzuführen, vertraute ich einer Ausdrucksform der besonderen Art: der Musik.

Die Bilder eines sich im Winde wiegenden Weizenfeldes, der Traubenlese im Herbstlicht, eines goldbraunen Laibes Brot, der aus dem steinernen Ofen gezogen wird, und des violetten Rebensaftes, der sich in die Maische ergießt — was lag näher, als sie stimmgewaltig von Sopran, Alt, Tenor und Bass in einem Oratorium vor dem geistigen Auge heraufzubeschwören. 

Die Arbeit am Brot-und-Wein-Libretto bestätigte meine Vermutung:

Schon bei der Beschäftigung mit der Formenlehre des Oratoriums drängten Motive und Stimmungen, Zitate und Beschreibungen an die Oberfläche. 

Welch’ glückliche Fügung:
Meine ehemalige Chorleiterin erklärte sich bereit, mir Kritikerin und Beraterin zugleich zu sein.

Dank Annika Monz’ Hilfe entstand nicht nur das Libretto des Brot-und-Wein-Oratoriums, sondern wir fanden auch eine leitmotivische Grundidee für den Schlusschor.

Meine kühne Anfrage bei der Musikhochschule Köln blieb damals unbeantwortet. Dabei fand ich die Idee, Kompositionsschüler oder -rinnen mit dem Brot-und-Wein-Oratorium zu fordern, ziemlich genial.

Der Traum lebt weiter. Irgendwann findet sich jemand, der das Libretto des Brot-und-Wein-Oratoriums vertont.

Über das Leitmotiv des Schlusschores bin ich bereit zu diskutieren 🙂

Sollte das Oratorium dann in einem Gotteshaus ertönen, werde ich da sein.

Und wenn es in Sankt Laurentius ist, umso lieber.